Es ist mal wieder August - es ist mal wieder Nürburgring! Seit ziemlich genau 20 Jahren gibt es jetzt das "European X 1/9 - Meeting" am Ring. In den 20 Jahren hat sich einiges getan, aber gerade in der letzten Zeit gleicht ein Ring-Treffen dem anderen. Deshalb sei an dieser Stelle die (etwas provokante) Frage gestattet: "Lohnt sich der Besuch immer wieder aufs Neue?"
Gut, Fairerweise muss man sagen, dass die Scuderia schon seit geraumer Zeit nicht mehr jedes Jahr die knapp 600 km (einfache Strecke) unter die Räder nimmt, um "dabei zu sein". Wir waren zuletzt 2004 am Ring.
In diesem Jahr stand der Besuch von Anfang an unter einem nicht so guten Stern. Das Wetter war kühl und sehr launig, bis kurz vor Osnabrück konnten wir offen fahren, dann ereilte uns ein äußerst heftiger Regenschauer, so dass wir unter einer Autobahnbrücke stoppen mussten. Aussteigen, um das Dach aus dem Kofferraum zu holen, war schlichtweg unmöglich, weil ein LKW nach dem anderen vorbei zog und die Gischt fast bis in den X spritzte. Irgendwann kam die Lücke und mein schneller Einsatz.... Auf der weiteren Strecke hatten wir den fast schon obligatorischen Stau am Kölner Ring und leider auch noch danach. Nach sagenhaften 8 (in Worten acht) Stunden waren wir dann endlich in unserer Pension, dem Gästehaus Klaus, angekommen. Hungrig und durstig begaben wir uns schnellstmöglich in die fußläufig erreichbare Vulkan-Brauerei. Nach dem ersten Bierchen wurde die Laune dann auch langsam wieder besser... Hier in der Brauerei trafen nach einigen Stunden dann auch die anderen X-Piloten aus dem Norden ein, die nach uns losgefahren waren. Gemeinsam ging es hinterher in die Pension und die Zimmer wurden aufgeteilt.
Der nächste Morgen begann mit lecker Frühstück und dann ging es los zum Ring. Das Wetter hatte sich nicht merklich gebessert, es war sogar noch etwas kühler geworden. Zumindest war es trocken. Bevor wir zum X-Parkplatz fuhren, wollten wir gemeinsam erst einmal eine Runde Nordschleife fahren. Das erwies sich auch als gute Idee, obwohl es auch um die relativ frühe Uhrzeit schon recht voll war. Nachmittags soll es Berichten zu folge aber noch chaotischer gewesen sein.
Auf dem Parkplatz B2 erwartete uns ein prall gefüllter Platz, so dass wir eine zweite Reihe aufmachen mussten. Natürlich waren alle "üblichen Verdächtigen" bereits vor Ort. Auffällig war in diesem Jahr, dass viele der Genannten (aus unterschiedlichsten Gründen) mit einem Fremdfahrzeug vor Ort waren. So fehlten die X1/9 von Andreas Streitberg, Heiko Lange, Michael Kettermann, Frank Sebastiani und so weiter. Dafür hätte man annehmen können, in der zweiten Reihe trifft sich ein Fiat Barchetta-Club...
Ansonsten war wirklich alles wie immer: Familie Welter war im Versorgungs-Truck am Schwitzen (diesmal unterstützt von Wolle und seiner Frau), der neue Insider wurde über die (meines Erachtens etwas arg zu hohe) Theke geschoben und man konnte am "Schönheits- und/oder Originalitäts-Wettbewerb" teilnehmen. Cirka 80% der teilnehmenden X1/9 waren "alte Bekannte", nur ungefähr 20% der Fahrzeuge kannten wir noch nicht.
Insofern hatten wir den Parkplatz relativ schnell abgelaufen und schauten uns bei den anderen Markenclubs um. Dazu ist auch weiterhin ein längerer Fußmarsch vonnöten, der Veranstalter (die Nürburgring GmbH) scheint die Kritik der letzten Jahre auch nicht wirklich ernst zu nehmen.
Am Nachmittag ging's dann für uns wieder zurück auf den X-Parkplatz, die anderen Piloten der Scuderia schauten sich am Brünnchen noch ein Paar "Hobby-Rennfahrer" an. Auf dem Parkplatz wurde noch schnell der Stimmzettel ausgefüllt und man kam noch mit dem einen oder anderen bekannten und bisher unbekannten X-Piloten ins Gespräch. Als sehr angenehm empfand ich es, einmal einige Forums-Teilnehmer auch persönlich und nicht nur virtuell kennen zu lernen.
So wurde es langsam Abend und wir brachen wieder in Richtung unserer Pension auf. Dort gab's erstmal eine heiße Dusche - das tat gut!
Am Samstag-Abend gab es dann wieder den obligatorischen Corsa der Clubs über die Nordschleife an dem sich diesmal relativ viele Xies beteiligten.
Aufgrund des sehr nasskalten Wetters verbrachten wir den Abend wieder in der Vulkan-Brauerei, wo uns der "Stuttgarter Karnevalsverein" besuchte. Bei lustigen Anekdoten aus dem Leben von langjährigen X-Fahrern (weißt Du noch damals - ach da war ich ja auch noch soooo jung...) wurde es schnell später und später. Zum Abschluss beschlossen wir gemeinsam, am nächsten Tag noch einmal die legendäre Nordschleife zu fahren.
Daraus wurde leider nichts, wir trafen Ulix und Markus zwar wie vereinbart auf dem X-Parkplatz und fuhren zur Einfahrt Nordschleife. Die Strecke war gesperrt und es fing immer mehr an zu regnen. Nach einer knappen Stunde Warterei, wir waren inzwischen alle mehr oder weniger klatschnass, fuhren wir zurück zur Hauptstraße und bekamen von Ulix eine kostenlose Lektion im kleckerfreien, einhändigen Burger-Essen. Da zahlen sich diverse Jahre Leben in Amerika wirklich aus....
Irgendwann teilten wir uns wieder auf, eine X-Besatzung wollte sich Koblenz anschauen, Thorsten und Michele Mouton konnten es nicht lassen und fuhren doch noch einige Runden über die Nordschleife und wir begaben uns wieder auf den B2. Dort erwartete uns eine kleine Überraschung, mein "blaues Playmobil" hatte den vierten Platz in der Publikumswertung belegt, dafür gab's sogar einen niedlichen Pokal - Danke!
Um 15:30 Uhr brachen wir dann in Richtung Heimat auf. Die Rückfahrt verlief ohne große Probleme, im schönen Bochum wollten wir die legendäre Currywurst essen, aber leider war dort 6-Tage-Rennen und wir kamen nicht durch. Also musste mal wieder ein "amerikanisches Spezialitätenrestaurant", in diesem Fall Burger King, herhalten... Gegen 23:00 Uhr waren wir dann endlich wieder wohlbehalten zuhause angekommen.
Fazit: Insgesamt war das Ring-Event wieder ein schönes Wochenende! Für uns Nordlichter stellt sich halt die Frage, ob das Treffen den Aufwand der langen Anreise (im 1300er 4-Gang sind 600km Autobahn nicht wirklich entspannend) wirklich rechtfertigt. Letztendlich ist es ja leider wirklich so, dass am Ring nicht viel Neues passiert. Die meisten Xies kennt man als langjähriger Besucher schon, die Markenclubs sind weit gestreut und der Eintritt für die Rennen lohnt sich eigentlich nur, wenn man früh aufsteht. Wenn man die Bilder dieses Jahres betrachtet, unterscheiden sie sich eigentlich kaum von den Fotos, die ich 2004 aufgenommen habe.
Schade war auch, dass der Tatsache, dass dieses Treffen nun schon zum 20. Male ausgerichtet wurde, in keinster Weise Rechnung getragen wurde. Zum 10-jährigen Jubiläum gab es zumindest einen speziellen Erinnerungsaufkleber, diesmal war der Aufkleber genauso wie alle anderen Aufkleber vorher auch...
Der Club schreibt sich (zurecht) auf die Fahne, mit dem "European X1/9-Meeting" das größte X1/9-Treffen auszurichten. Das dem so ist, liegt aber vor allen Dingen an der zentralen Lage des Nürburgrings und den interessanten Rahmenbedingungen (OGP-Rennen, andere Markenclubs, Nordschleife), es liegt zum größten Teil nicht an Leistungen des Clubs selber! Die Sachen, die für den Veranstalter eines jeden Auto-Treffens viel Arbeit im Vorfeld machen, wie zum Beispiel die Planung einer O-Rallye, Ausfahrt, Organisieren von Unterkünften, usw. finden hier einfach nicht statt. Vereinfacht gesagt, reichen zwei Anrufe bei der Nürburgring-GmbH und beim Campingplatz mit der Aussage: "Einmal das Gleiche wie im letzten Jahr, bitte!". Und dann müssen die Einfahrtscheine versendet werden - ok. Das soll jetzt keine Kritik sein, es ist ja sogar sehr schön, wenn man auf diese Art und Weise ein Treffen organisieren kann. Stören tut mich an der Sache nur, dass es einige Mitglieder des O-Teams gibt, die so tun, als seien sie mit der Vorbereitung für dieses Treffen bereits jahrelang im Vorfeld beschäftigt und als ob das Ring-Treffen das einzig wahre X-Treffen sei. Meines Erachtens ist lediglich das spezielle Welter-Catering eine Sache, die richtig Arbeit macht. Aber wie sieht es hier mit der Verhältnismäßigkeit der Dinge aus? Würden denn wirklich weniger X-Piloten zum Ring kommen, wenn's nur Getränke (oder vielleicht sogar gar nichts mehr) gäbe?
So, nichts für Ungut, aber ein wenig Kritik darf doch sicherlich auch mal sein, oder? Wir sehen uns auf dem nächsten X-Treffen - irgendwie, irgendwo, irgendwann!
(c) by Michael V.